Namensbuch und Alphabetgarten

 …für die bekannten und unbekannten Opfer.

Ein quadratischer Betonstein in einer Wiese. In den Stein ist der Buchstabe K eingraviert.


 
Das Namensbuch wurde 1996 erstmals an der Gedenkstätte angebracht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es beinhaltete damals ca. 4000 Opfernamen und ist bis heute integraler Bestandteil der Gedenkstätte.
 
Wie aber schafft man eine Erinnerung an die namentlich nicht bekannten Opfer? Der Arbeitskreis Gedenkstätte Grafeneck bat Diane Samuels, eine US-amerikanische Künstlerin, über diese Frage nachzudenken. Sie schlug einen Alphabet-Garten vor. Samuels hat sich von einer alten jüdischen Erzählung inspirieren lassen:

In der Geschichte erhält ein Gelehrter die Erlaubnis, seinem himmlischen Gesprächspartner schon auf Erden zu begegnen. Dieser Mann lebt in einem abgelegenen Dorf in einer einfachen Hütte. „Wie kannst du ohne Bücher beten?", fragt der Gelehrte. „Ich besitze keine Bücher, weil ich weder lesen noch schreiben kann", antwortet der Mann. „Aber ich kann das Alphabet aufsagen. Ich bitte Gott, meine Buchstaben anzunehmen und daraus Gebete zu formen."

Im Alphabet-Garten in Grafeneck wurde diese Erzählung gleich hinter dem Namens- und Gedenkbuch umgesetzt. Mitglieder des Arbeitskreises und Freiwillige aus der Region errichteten ihn im Sommer 1998.

Es sind 26 kleine quadratische Granitsteine im Boden verankert, von denen jeder einen Buchstaben des Alphabets trägt. Jeder Name setzt sich aus einer Kombination dieser 26 Buchstaben zusammen. Der Alphabet-Garten erinnert somit an alle 10 654 Opfer, die namentlich bekannten und die unbekannten.

In dem Garten wurden Bodendecker angepflanzt und Blumenzwiebeln, die sich ausbreiten. Sie lassen den Alphabet-Garten natürlich und ein wenig wild aussehen. Je nach Jahreszeit bilden die Pflanzen einen verschiedenfarbigen Untergrund für die Buchstaben.